Stille

Stille. Raschelt leise im oberen Gaumen.
Stille. Schleicht sich aus zwei Silben in den Mund.
Stille. Zähmt dich durch das unhörbare Kräuseln ihrer Schritte.

Stille. Nur Stille. Tausende Scherben der Stille bohren sich in deine Ohren. Schau hin, die bluten bereits. Die Stille nimmt ihre Scherben, hüllt sie sanft in ein dichtes Tuch des Schweigens, bereitend sie wieder zu streuen. Du liegst regungslos, mit tauben Fingern und verhülltem Atem, in Angst der Stille nicht zu gehorchen.

Sekunden kleben, eine auf der anderen. Schallender Metronom in den Schläfen. Die Stille kehrt zurück, um dich mit ihren Überresten zu füttern. Zerquetscht von den Scherben des tauben Luchses. Du schluckst eine, eine besonders bittere. Sie hockt lautlos in der Kehle, einen Pfad nach innen kratzend.
Die Stille runzelt sich, höhnisch versprechend, aufzuhören. Sie weiß, wie das Stille schmerzhaft laut wird. Augen erstarren wie Glas. Wartest mühsam auf die Fortsetzung. Im dünnen Strom atmest ihre Tücke ein. Ihre Scherben lassen dich schmelzen, den Keim des Widerstands entziehend.

Schau, du gehörst nicht mehr dir selbst. Die Stille lächelt, läutet mit den Fesseln bitteren Kummers. Schau, du gehörst ihr nicht mehr. Die Stille gähnt, betäubt durch zurückziehende Schritte. Schau, du bist ganz alleine. Vom Verlangen nach Zugehörigkeit zerrissen, gehörst du niemandem mehr.

4 Gedanken zu “Stille

  1. Этот маленький рассказ произвёл на меня большое впечатление. Автор словно ведёт читателя за собой, заставляя чувствовать и сопереживать, испытывать боль одиночества и безнадежности в огромном людском океане. Жду с нетерпение Ваши другие рассказы.

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